Video Nasty

Die britische Zensurhysterie der 1980er-Jahre

Von Carsten Gritzan

In den frühen 1980er-Jahren tobte in Großbritannien ein kultureller und politischer Kampf, der als das „Video Nasty“-Phänomen in die Geschichte einging. Gemeint sind damit eine Reihe von Horror- und Exploitationfilmen, die auf VHS veröffentlicht wurden – meist ungeschnitten, oft mit extremen Gewaltdarstellungen – und dadurch die Gemüter von Politik, Presse und Teilen der Gesellschaft erhitzten. Die Reaktion war ein moralischer und gesetzlicher Backlash, der in der bis heute umstrittenen Gesetzgebung des „Video Recordings Act“ von 1984 gipfelte.

Was waren „Video Nasties“?

Der Begriff „Video Nasties“ wurde vor allem von britischen Boulevardzeitungen wie dem Daily Mail geprägt, um eine bestimmte Art von Filmen zu beschreiben, die auf dem damals noch weitgehend unregulierten Heimvideomarkt erschienen. In der Zeit vor der flächendeckenden Altersfreigabe für VHS-Kassetten konnten auch Filme mit expliziten Inhalten frei im Handel verkauft werden. Dies führte dazu, dass sich vor allem Independent-Label eine lukrative Marktnische mit Schockern, Gore-Filmen und sleazigen Horrortiteln aufbauten.

Viele dieser Filme hatten inhaltlich wenig Substanz, aber dafür jede Menge Blut, Gewalt und – aus Sicht der Kritiker – „moralische Verderbtheit“. Was aus heutiger Sicht teils billig oder sogar unfreiwillig komisch wirkt, war für damalige Verhältnisse schockierend und löste b…


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